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Rheindürkheims neue Pfarrerin

Neugier treibt sie an

privatPfarrerin Vanessa BührmannPfarrerin Vanessa Bührmann

Seit dem 1. Januar ist die Pfarrstelle in Rheindürkheim wieder besetzt. Vanessa Bührmann heißt „die Neue“, doch ein unbekanntes Gesicht ist sie in Worms nicht: In Pfeddersheim absolvierte sie ihr Vikariat, bevor sie für ein Spezialpraktikum nach Wittenberg ging. Nun hat Rheinhessen sie wieder. Im Interview erzählt die gebürtige Dillenburgerin über ihren Weg hierher.

Sie sind 38 Jahre alt. Dies lässt vermuten, dass der Weg zur Pfarrerin über Umwege führte. Wie kam es dazu?
Schuld daran ist wahrscheinlich meine Neugier. In der Schule wollte ich wissen, wie es ist, arbeiten zu gehen, ‚erwachsen‘ zu sein. Ein Freund war Bankkaufmann und erzählte immer mal aus seinem Beruf – so entschied ich mich, auch in der Bank zu arbeiten. Ich habe dort meine Ausbildung gemacht und hatte schließlich eine Festanstellung. Meine Neugier trieb mich jedoch weiter. So bewarb ich mich an einer Schule für Design und Gestaltung und bestand die Aufnahmeprüfung. Zwei Jahre durfte ich mich mit Kunst und Design, zeichnen und fotografieren beschäftigen. In dieser Zeit entschied ich, Lehrerin zu werden, Lehrerin für Kunst und Religion. Denn die Religion hat mich schon von Kind an begleitet. Als Messdienerin und später als Mitarbeiterin in einer evangelischen Gemeinde beschäftigten mich immer wieder Fragen nach Gott und dem Himmel, Gottes Liebe und dem Leben der Menschen. Nun braucht man jedoch für die Universität die Hochschulreife. So hing ich zwei weitere Jahre am Erwachsenenkolleg an und machte mein Abitur.

Das Studium begann ich im schönen Mainz, wo ich mich direkt in Rheinhessen und seine Bewohner verliebte – einen davon habe ich geheiratet. Das Theologiestudium war genau meins! Ich konnte meine Fragen stellen in alle möglichen Richtungen. Fand ein paar Antworten und wieder mehr spannende Fragen. Das ließ leider keine Zeit für ein anderes Studienfach, also entschied ich mich, das Lehramt sein zu lassen und auf Pfarramt zu studieren. Und wieder mal trieb mich die Neugier weiter: Nach Halle/Saale und Leipzig zum Studium. Ich wollte wissen, wie es sich dort lebt – an einem Ort, wo Christsein und Kirche keine Selbstverständlichkeit mehr sind. In der Jakobskirche in Weimar schnupperte ich als Praktikantin in die Welt der Pfarrer hinein, immer noch nicht sicher, ob das der richtige Weg für mich ist… nun, das Ergebnis sieht man ja jetzt.

Rheinhessen ist also kein Neuland für Sie?
Wie gesagt, ich kannte Rheinhessen schon durch das Studium und wollte auch unbedingt hier mein Vikariat machen. So kam ich also nach Worms-Pfeddersheim und durfte dort lernen und mich ausprobieren, mitten in den Weinbergen. Eine sehr schöne und bereichernde Zeit mit meiner Lehrpfarrerin Almut Kunzmann und der Gemeinde in Pfeddersheim.

Die Gemeindearbeit ist sehr vielfältig. Haben Sie bereits ein Steckenpferd?
Das zeigt sich ja schon an meinem Spezialpraktikum: Ich war für ein halbes Jahr in Wittenberg im Zentrum für Gottesdienst- und Predigtkultur. Was hat die Bibel mit unserem Leben und unserer eigenen Lebenswelt zu tun – also wieder mal die Frage nach ‚Gott und die Welt‘ – und wie kann ich das weitergeben, was ich entdeckt habe? Das war meine Frage. Dort habe ich auch neue Ideen und Elemente für – sagen wir mal: unkonventionelle – Gottesdienste und Andachten kennengelernt. Das Schöne daran ist: Es ist vollkommen unabhängig vom Alter. Das geht mit jedem, der sich darauf einlassen mag. Gott mitten im Leben, das finde ich sehr spannend.

Welcher Teil Ihrer Arbeit ist Ihrer Meinung nach für eine Landgemeinde besonders wichtig?
Ich komme ja selbst aus einer kleinen Gemeinde. Ich glaube, das Allerwichtigste ist, da zu sein, ansprechbar zu sein und mit den Menschen zusammen zu feiern und zu leben. Zeit für andere Menschen haben: Das ist ein kostbares Gut, das in unserer schnellen, vollen Welt selten zu finden ist. Und in dieser Zeit auch Gott ins Spiel bringen. Gottes Geist beim Tun sozusagen ‚erwischen‘.

Was haben Sie im ersten Jahr in Rheindürkheim vor?
Rheindürkheim kennenlernen und die Menschen, die hier wohnen. Bei all den Festen, bei denen der Ort zusammenkommt, fällt das sicher leicht. Und in dieser Zeit schauen: Was braucht diese Gemeinde? Was brauchen die einzelnen Menschen hier? Und was bringen sie schon längst an Gaben, Ideen und Freude mit? Ich glaube, an alle dem mangelt es bei uns nicht. Mit ordentlich Geistkraft werden daraus bald Pläne werden. Die ersten sind sogar schon entstanden: Ein Feierabendmahl, eine feierliche Osternacht, Osterspaziergang am Ostermontag…

In meiner ersten Zeit muss ich mich natürlich erst einmal hineinfinden in mein Amt. Da ist vieles noch so neu, dass es anfangs mehr Zeit in Anspruch nimmt. Gemeindeleitung, KiTa-Betreuung und Verwaltung – das ist alles noch ziemlich neu für mich. Aber ich habe viele fitte, hilfsbereite und geduldige Menschen um mich, das macht den Einstieg leicht.

Ihr Mann ist auch Pfarrer. Bereiten Sie sich auch gemeinsam vor und besprechen etwa anstehende Predigten oder halten Sie das eher getrennt?
Wir reden schon häufig über Dinge, die uns im Alltag bewegen. Und zu unserem Alltag gehört ja die Liturgie, die Predigt, Konfistunden, Unterricht und alles Mögliche weitere. Unsere Gebete und die Predigten schreiben wir unabhängig voneinander, holen uns aber häufig die Rückmeldung des anderen ein. Außerdem hängt das alles auch mit unserem eigenen Glauben und unserem Glaubensleben zusammen. Auch die Suche nach einer eigenen Form von Spiritualität im Alltag bewegt uns.

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