AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Eröffnungsgottesdienst

Ein Hospiz für Worms

Alexander EbertGottesdienst zur Eröffnung des Wormser Hospizes im DomGottesdienst zur Eröffnung des Wormser Hospizes im Dom

Mit einem Gottesdienst im Dom wurde das Wormser Hospiz im ehemaligen Hochstiftkrankenhaus feierlich eröffnet.

Die Predigt von Dekanin Jutta Herbert, Evangelisches Dekanat Worms-Wonnegau, in Auszügen:

Liebe Festgemeinde,

wir feiern einen Einweihungsgottesdienst für das jetzt fertig eingerichtete Hospiz hier in Worms ein paar Meter weiter. Bei Eröffnungsgottesdiensten, da freut man sich ja so richtig, da herrscht eine fröhliche Stimmung. Und das ist ja auch gut so. Aber wie ist das heute? Wir eröffnen ja nicht irgendein neues Gemeindehaus, keine Ausstellung, da ist nicht eine Kirche fertig renoviert. Es wird ein Hospiz, ein Haus für Sterbende eröffnet. Und so sehr auch allen klar ist, wie wichtig und sinnvoll das ist, dass das ein Grund ist, sich zu freuen, dass es nun auf den Weg gebracht worden ist, es schwingt bei diesem festlichen Gottesdienst mehr als sonst etwas Nachdenkliches mit.

Liebe Gemeinde, ich denke, was da an scheinbar gegensätzlichen Gefühlen da ist, das kennzeichnet ja auch das Leben im Hospiz. Es ist nicht ein Ort, an dem alle ständig schrecklich bedrückt herumlaufen. Wer einmal mit Sterbenden zu tun hatte, der hat ja auch erlebt, wie die Stimmungen manchmal von einer Minute auf die andere umschlagen. Im Hospiz wird nicht nur geweint, es wird nicht nur gestorben, sondern es soll ein Ort sein, an dem eben auch miteinander gelacht wird, ein Ort, an dem miteinander gelebt wird, für die Gäste, ganz wie sie wollen, eben möglichst ohne Schmerzen.

Ambivalenzen gehören zum Leben dazu. Und sie gehören ganz besonders zum christlichen Glauben dazu. Wer nur auf die glänzenden, schönen Seiten sieht, der verpasst etwas im Leben, was ihm Tiefe geben kann. Aber es ist genauso unwahr, dass das Leben nur ein Jammertal ist. Das Licht scheint in der Finsternis, heißt es im Johannesevangelium.

Ich komme zur Tür herein. Ausgelassenes Lachen klingt mir entgegen. Ich komme hier nicht auf irgendeine Party, ich betrete ein Hospiz. Und an dem Lachen sind auch Menschen beteiligt, die wissen, dass sie bald sterben müssen. Natürlich ist da nicht alles heiter, das meine ich nicht. Aber neben Tränen und Verzweiflung, Wut und Trauer ist da auch die andere Seite. Sterbenden Menschen nicht aus dem Weg gehen, das bedeutet zwar sehr wohl: Ich werde Verzweiflung, Angst und Wut begegnen und wenn ich kann, dann werde ich das mit ihnen aushalten. Aber es passiert auch das: Da erzählt mir ein Mensch, dem es ganz offensichtlich schlecht geht, der schon bitter geklagt hat, der erzählt mir aus seinem Leben, und er erzählt mir von Erlebnissen, die einfach so komisch oder originell sind, dass man einfach von der Heiterkeit mitgerissen wird. Oder es erzählt mir jemand von Dingen, die mich so staunen lassen, dass ich alles um mich herum vergesse. Wie machen Sie das nur? Ich könnte das nicht. So werden immer wieder Menschen gefragt, die mit Krankheit und Tod zu tun haben. Aber was man da auch selbst bekommt, was man ganz nebenbei auch für das eigene Leben lernt, was für ein Schatz das sein kann, das ist manchmal ganz schwer zu vermitteln. Wenn ich mit jemandem spreche und es gelingt, dass wir uns begegnen, dass wir uns vertrauen, dass wir ohne Schminke miteinander reden, wenn mich jemand an seinem Leben teilhaben lässt und mich fragt, wie hältst Du es mit Deinem Gott, was machst Du aus Deinem Leben? Das ist für mich ein wertvoller Schatz. Oder wenn jemand das letzte Mal ausatmet, dann erscheint es mir, als ob die ganze Welt einen Moment innehält, gleichsam den Atem anhält. Wenn nach hartem Kampf sich so etwas wie Erlösung im ganzen Zimmer ausbreitet, da habe ich manchmal das Gefühl gehabt, dass da etwas ganz Heiliges geschieht.

Deshalb ist es heute eine Sternstunde, dass wir unser Hospiz eröffnen können. Allen, die daran mitgewirkt haben – ideell und finanziell mit Kopf, Herz und Händen gilt unser besonderer Dank. Und wir bitten um Licht und Segen, für die, die dort zu Gast sein und arbeiten werden.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top