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Gemeinden bilden Kooperationsraum und erproben neue Formen der Zusammenarbeit

Evangelische Kirche am Altrhein organisiert sich neu

geralt / pixabay.de

Die Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde Hamm und Ibersheim ist seit dem Weggang von Pfarrer Thomas Höppner-Kopf vakant. Gut, dass man am Altrhein schon länger über die Bildung eines Kooperationsraums nachdenkt, d.h. Ideen etwa zur Gottesdienstversorgung oder einer Arbeitsgemeinschaft hinsichtlich der Konfirmandenarbeit in den beteiligten Gemeinden entwickelt, durch die auch die Vakanz abgedeckt werden kann.

Zweimal wurde die Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde Hamm am Rhein und Worms-Ibersheim erfolglos ausgeschrieben. Dies ist leider kein Einzelfall. Bundesweit stehen zahlreiche Kirchengemeinden ohne Pfarrer:in da, denn der Nachwuchsmangel bei Theologie-Studierenden trifft gleichzeitig auf eine Welle von Ruhestandsversetzungen. Dieser Entwicklung begegnet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit dem sogenannten Transformationsprozess ekhn2030, denn zum Mangel an Pfarrer:innen kommt noch der Rückgang an Kirchenmitgliedern und damit verbunden geringere Kirchensteuereinnahmen. Die geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen seitens der Landeskirche sehen unter anderem den Wegfall von Pfarrstellen und damit einhergehend die Bildung von Kooperationsräumen vor.

Am Altrhein werden schon seit längerer Zeit Überlegungen angestellt, einen solchen Kooperationsraum zu bilden, der die evangelischen Kirchengemeinden Hamm und Ibersheim (Pfarrstelle vakant), Worms-Rheindürkheim (Pfarrerin Vanessa Bührmann), Gimbsheim (Pfarrerin Christina Groß), Eich (Pfarrer Markus Kuhnt) sowie Alsheim und Mettenheim (Pfarrer Markus Müsebeck) umfasst. Gemäß erster Pläne der Steuerungsgruppe, bestehend aus Beauftragten aller beteiligten Gemeinden, wolle man näher zusammenrücken und die Gemeindeglieder ermuntern, auch Gottesdienste der Nachbargemeinden zu besuchen. Dies wird für alle, die jeden Sonntag einen Gottesdienst feiern möchten, auch notwendig werden: Für jede der genannten Gemeinden ist ein gottesdienstfreier Sonntag vorgesehen. Gleichzeitig wird aber im Blick auf die gesamte Kooperationsregion – inklusive der vakanten Stelle – eine regelmäßige Gottesdienstversorgung ermöglicht. Dabei wolle man im Blick behalten, dass das Seelsorgeangebot vor Ort in den jeweiligen Gemeinden weiterhin aufrecht erhalten bleibt: „Die Menschen in den Gemeinden wollen wissen, wer ‚ihr‘ Ansprechpartner ist“, weiß Dekanin Jutta Herbert.

Aus Sicht der Dekanatsverwaltung böte sich mit einem Kooperationsraum auch die Möglichkeit, die Verwaltungsarbeit mit zusätzlichen Stunden an einem Ort zu konzentrieren und eine Erreichbarkeit vor Ort weiter zu gewährleisten. Dekanatspräses Alexander Ebert hofft: „Dass die Pfarrpersonen dadurch von Verwaltungsaufgaben entlastet werden und Freiräume für seelsorgerliche Aufgaben entstehen.“

Der Veränderungsprozess am Altrhein hat gewiss Modellcharakter. Auf Grund der Ruhestandsversetzungen der sogenannten Babyboomer, also die geburtenreichen Jahrgänge der Nachkriegszeit, des mangelnden Nachwuchses an Pfarrer:innen sowie des Mitgliederschwunds der Evangelischen Kirche und der damit verbunden sinkenden Kirchensteuereinnahmen, werden in Zukunft weitere Pfarrstellen unbesetzt bleiben. Wenn dies allerdings dazu führt, dass Kirchengemeinden enger zusammenarbeiten und – gerade im Fall von ländlichen Gemeinden – über ‚Grenzen‘ hinweg ein Raum für Begegnung geschaffen wird, kann dieser Entwicklung durchaus Positives abgewonnen werden.

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