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Neuer Landtag wählt Malu Dreyer

Kirchen reden Politik in Mainz zum Auftakt ins Gewissen

EKHN/RahnMinisterpräsidentin Malu Dreyer empfängt die Gäste bein traditionellen Spitzengespräch mit den evangelischen KirchenMalu Dreyer beim Spitzengespräch mit den Kirchen 2019

Normalerweise wird die neue Legislaturperiode des rheinland-pfälzischen Landtags mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Doch der fällt wie so vieles wegen Corona flach. Stattdessen wenden sich die Kirchen zum Auftakt mit einem Andachtsheft an die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Mainz.

Mit einem ökumenischen Andachtsheft (Download pdf) begleiten die evangelische und die katholische Kirche in Rheinland-Pfalz die Eröffnung der neuen Legislaturperiode in Mainz. Knapp drei Monate nach der Landtagswahl ist Malu Dreyer am Dienstag (18. Mai) im Mainzer Parlament zum dritten Mal zur Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz gewählt worden. In Rheinland-Pfalz gibt es erneut eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Corona-Bedingt wurde der Landtag auch nicht im Parlamentsgebäude, sondern in der größeren Rheingold-Halle am Rhein eröffnet. 

 

Gottesdienst zum Start des Parlaments fällt Corona zum Opfer  

 

Auch die traditionelle, gottesdienstliche Eröffnung der Wahlperiode in diesem Jahr konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Deshalb haben sich die Kirchen nun unter der Überschrift „Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott. Impulse zum Innehalten“ mit einer Broschüre an die neuen Abgeordneten des Mainzer Landtages und die Mitglieder der Landesregierung gewandt. Die geistlichen Impulse haben Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst von der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf geschrieben. Herausgeber sind das Katholische Büro Mainz – Kommissariat der Bischöfe Rheinland-Pfalz und die Vertretung der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz. Auch die hessen-nassausiche Kirche unterstützt das Projekt, denn auch sie hat Gebiete in Rheinland-Pfalz und zählt beispielsweise die Städte Mainz und Worms zu ihrem Einzugsbereich. 

 

Kohlgraf nimmt  Freiheit in den Blick 

 

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf macht in dem Heft an die Parlamentarier und Parlamentarierinnen die Bedeutung einer inneren Orientierung beim Thema Freiheit deutlich – gerade mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Diskussionen zum Thema Freiheitsrechte: „Freiheit braucht eine innere Ausrichtung, damit sie menschenwürdig ist“, schreibt der Bischof. Er verweist auf Aussagen des Apostels Paulus im Römerbrief (Kapitel 7), der eine Haltung kritisiert, „die nur auf die Verwirklichung des eigenen Willens und die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse gerichtet ist. Damit macht der Mensch den anderen zum Mittel für seine eigenen Zwecke“. Dagegen stehe eine Orientierung, die das wahre Glück nicht nur in Geld, Macht, Karriere oder Genuss sehe, „sondern in einem Leben, das dem anderen Menschen Raum gibt“. Und weiter: „Absolute Freiheit ohne innere Orientierung ist schrecklich“, betont Kohlgraf. „Wir merken es im Staat, in der Wirtschaft, wo auch immer Menschen leben. Wir erfahren, dass Freiheit Maßstäbe braucht. Paulus war überzeugt, dass das Evangelium solche Freiheit ermöglicht.“

 

Wüst blickt auf gesellschaftlichen Zusammenhalt  

 

Kirchenpräsidentin Wüst geht in ihrem Impuls auf „das empfindliche Gleichgewicht von Ich und Wir ein“, das eine gute Gemeinschaft ausmache. „Jede Politik muss sich daran messen lassen, wie ihr die Balance von Ich und Wir gelingt, ob es ihr ernst ist mit dem Gemeinwohl.“ Und weiter: „Aus gutem Grund wendet sich Jesus in seiner Mehr-Klassen-Welt denen zu, die sich zu den Verlierern zählen, gibt ihnen ein Gefühl von Wert und Perspektive.“ Er lege damit den Finger in die Wunde seiner Gesellschaft mit einer Haltung, die bis heute eine gute Gemeinschaft auszeichne: Sie orientiere sich an den Schwachen. Oder konkret: „Eine Gesellschaft kann nicht ernsthaft solidarisch sein, wenn erschwinglicher Wohnraum zur Mangelware wird, für Kinder ein neuer Ranzen zu teuer ist, alte Menschen sich kein neues Bett leisten können.“ Deshalb sei Solidarität untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. „Als Lebensgefühl lässt sie sich nicht verordnen, aber politisches Handeln stellt die Weichen dafür, ob Menschen sich in der Gemeinschaft aufgehoben oder abgehängt fühlen“, fügt Wüst hinzu.

 

Kirchen wollen mitten in der Welt sein 

 

„Als Impulsgeber und Wegbegleiter für die kommenden fünf Jahre“ bezeichnen die beiden Herausgeber, Ordinariatsdirektor Dieter Skala und Kirchenrat Wolfgang Schumacher, das Andachtsheft in ihrem Vorwort. An den beiden Impulstexten von Wüst und Kohlgraf werde deutlich, „dass die Kirchen mitten in der Welt sind, Teil von ihr und mit ihr in Wort und Tat verbunden“. Und direkt an die Politikerinnen und Politiker gewandt: „Ihnen, die Sie in den kommenden fünf Jahren als Abgeordnete und Regierungsmitglieder Verantwortung übernehmen, gilt unsere Fürbitte. Möge Ihnen zur Erfüllung Ihres neuen Amtes Gott Energie und Freude schenken, damit Sie sich mit Leidenschaft und Augenmaß, Mut und Zuversicht dem Ihnen erteilten Wählerauftrag stellen können – zum Wohlergehen des Einzelnen und der innerstaatlichen Gemeinschaften‘.“

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