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Vortragsreihe gestartet

Leipziger Disputation von 1519

EEB"Die Disputation Martin Luthers mit Johannes Eck" von  Julius Hübner"Die Disputation Martin Luthers mit Johannes Eck" von Julius Hübner

Der außerordentlichen Bedeutung der Leipziger Disputation von 1519 geht die Evangelische Erwachsenenbildung unter Leitung von Prof. Dr. Werner Zager derzeit in einer vierteiligen Vortragsreihe nach.

Am 3. Mai entfaltete zunächst PD Dr. Christian Witt in einem anspruchsvollen Referat die Voraussetzungen, die zu diesem Ereignis geführt hatten. Er erläuterte, dass Luther ein wesentlich neuartiges Gesamtbild von Gott und seinem Handeln am Menschen ausgearbeitet habe. Dies habe fast zwangsläufig zu einem Konflikt mit der in Kirche und Theologie geltenden Normen und Autoritäten geführt. Die zweite entscheidende Wegmarke neben der Veröffentlichung der 95 Thesen sei Luthers Zusammentreffen mit Kardinal Cajetan in Augsburg 1518 gewesen. Während Luther überzeugt gewesen sei, mit seinen Thesen als Professor der Theologie genau das Richtige zu tun, habe Cajetan sie als Angriff auf die päpstliche Macht und das institutionelle Gefüge der Kirche empfunden. Für ihn habe unverrückbar festgestanden, dass der Gläubige allein durch die Heilsvermittlung der Kirche die Gnade Gottes finden könne, dass also Luther mit seiner Überzeugung von der Unmittelbarkeit des Gott-Mensch-Verhältnisses irre. So schloss er in dem von Rom angestrengten Prozess gegen Luther einen Freispruch aus.

Prof. Dr. Athina Lexutt schilderte am vergangenen Freitag im zweiten Vortrag der Reihe, den sie mit dem Satz „Das Tischtuch ist zerschnitten“ überschrieben hatte, bildreich und detailliert, wie es zur Disputation in der Leipziger Pleißenburg gekommen war und wie sie verlief. Nachdem sich Andreas Bodenstein genannt Karlstadt, Rektor der Wittenberger Universität, als erstes mit dem Ingolstädter Professor Johannes Eck nicht allzu erfolgreich auseinandergesetzt hatte, führten Eck und Luther die Disputation fort. Luther hatte schon zuvor verschiedentlich am Primat des Papstes gerüttelt, sodass Eck ihn auf dieses Thema festnagelte und in die Enge zu treiben versuchte, indem er ihn in die Nähe des als Ketzer verbrannten Johannes Hus rückte. Dadurch, dass Luther konterte, nicht alles, was Hus gesagt habe, sei falsch gewesen, brachte er zum Ausdruck, dass Konzilien irren können. Auch zog er mit Hinweis auf die Ostkirche in Zweifel, dass der Papst der einzige Statthalter Christi auf Erden und von Gott selbst eingesetzt sei. Vor allem aber beharrte er darauf, dass allein die Schrift Quelle der göttlichen Wahrheit und Gnade sei. Sie stehe über den Autoritäten der Kirche. 1520 schrieb er in seiner Assertio (Freiheitserklärung) gegen die von Leo X. ausgestellte Bannandrohungsbulle: „Die Schrift ist durch sich selbst ganz gewiss, ganz leicht zugänglich, ganz verständlich, ihr eigener Ausleger, alles von allen prüfend, richtend und erleuchtend“.

In der nachfolgenden Diskussion wurde die Frage erörtert, wie ein von Menschen geschaffenes Werk verbindlich für den Glauben sein könne. Lexutt erläuterte, dass dieses Problem auch Luther bewusst gewesen sei. Er habe die Bibel als Grund der Gewissheit, dass Gott den Menschen gnädig sei, aufgefasst, als Ort, an dem die Wahrheit steht. Deutungskriterium sei für ihn gewesen, „was Christum treibet“. „Texte“, so Lexutts Definition, „sind heilig, wenn sie heil machen.“ Luthers Bekenntnis in seinen „Resolutiones“ vom September 1519 („Daher will ich frei sein und kein Gefangener einer Autorität: weder des Konzils nicht der Staatsgewalt noch der Universitäten“) führte konsequenterweise zwei Jahre später zur Widerrufsverweigerung in Worms. Sein Schriftverständnis und sein Verständnis vom Priestertum aller Gläubigen seien bis heute die Konfessionsmarker des Protestantismus.

Am Freitag, 17. Mai, 20 Uhr, folgt der Vortrag „Die Rezeption der Leipziger Disputation in den konfessionellen Geschichtsschreibungen“ von PD Dr. Christopher Voigt-Goy. Der Vortrag „Der nahende Antichrist“ – Luthers Position zwischen 1517 und 1521“ von Prof. Dr. Markus Wriedt beschließt am Freitag, 24. Mai, 20 Uhr, die Reihe. Ort der Vorträge ist das Museum Heylshof.

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