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Hessischer Friedenspreis

Türkische Ärztin Fincanci ausgezeichnet

Quelle: Andrew Toth/Getty Images_PHR 2017 Gala/Flickr

Die türkische Ärztin und Gerichtsmedizinerin Sebnem Korur Fincanci ist für ihren Einsatz gegen Folter am Mittwoch mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet worden. Der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD würdigte sie dabei als „Leuchtendes Beispiel für Mediziner, die den Frieden fördern und Gewalt verhindern“

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) lobte den außergewöhnlichen Mut der Professorin für Forensik an der Universität Istanbul und Vorsitzenden der türkischen Menschenrechtsstiftung. „Ohne Achtung der Menschenrechte lässt sich Frieden nicht erreichen“, sagte er bei der Preisverleihung im Hessischen Landtag in Wiesbaden.

Bouffier nannte es wichtig, dass Folterer damit rechnen müssen, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Fincanci habe als maßgebliche Autorin des „Istanbul-Protokolls“ das Standardwerk der Vereinten Nationen zur Erforschung und Dokumentation von Folter geschaffen. „Wir haben zu beklagen, dass Bürger aus Deutschland und Hessen in der Türkei inhaftiert sind - ohne Anklage“, fügte der Ministerpräsident hinzu. Hessen wolle mit dem Friedenspreis einen Beitrag dafür leisten, dass die Menschenrechte in der ganzen Welt geachtet werden.

 

Huber: „Fincanci ist leuchtendes Beispiel einer Medizinerin“

 

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, nannte Fincanci ein „leuchtendes Beispiel“ einer Medizinerin, die Verantwortung wahrnehme, um Gewalt zu verhindern, die Menschenwürde zu schützen und Frieden zu fördern. Die Preisträgerin habe als eine der Hauptautorinnen des „Istanbul-Protokolls“ den wichtigsten internationalen Leitfaden zur Erkennung und Dokumentation von Folter verfasst. Folter geschehe in der Regel im Verborgenen, keine Rechtsverletzung sei so schwer zu beweisen. Die Dokumentation von Folter sei die unverzichtbare Voraussetzung zu ihrer Bekämpfung.

 

„Es reicht nicht, für deutsche Staatsbürger in türkischer Haft einzutreten“

 

Vom Folterverbot der Vereinten Nationen „darf es keine Ausnahmen geben - auch nicht nach einem Putschversuch“, betonte der Theologe. Huber erinnerte an den Philosophen Immanuel Kant, der die Achtung der Menschenrechte als Grundlage eines dauerhaften Friedens beschrieb. Fincanci habe für ihr Engagement als Präsidentin der türkischen Menschenrechtsstiftung persönliche Anfeindungen in Kauf genommen. Mehrfach sei ihr der Lehrstuhl an der Universität Istanbul entzogen worden, auf den sie sich wieder eingeklagt habe. „Es reicht nicht, für deutsche Staatsbürger in türkischer Haft einzutreten“, sagte Huber. „Es muss auch von den türkischen Staatsangehörigen die Rede sein, die nach dem Putschversuch inhaftiert wurden.“

 

Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert

 

Karl Starzacher, Vorsitzender des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis, übergab den mit 25.000 Euro dotierten Preis. Das Kuratorium würdige Fincancis unermüdlichen Einsatz für Folteropfer und ihr Engagement für Frieden und Menschenrechte, heißt es in der Urkunde. Die Preisträgerin betonte, dass sie ihrer Aufgabe als Ärztin nachgehe, sich auf die Seiten von Menschen zu stellen. Wichtig sei die Solidarität. Sie nehme den Preis für alle Bedrohten entgegen.

Der hessische Friedenspreis wurde erstmals 1994 verleihen. Er geht auf die Stiftung des ehemaligen Ministerpräsidenten Albert Osswald (SPD) und seiner Familie zurück. Im Vorjahr ging er an die ehemalige Chefanklägerin vor dem Internationalen Strafgerichtshof für die Kriegsverbrechen im vormaligen Jugoslawien, Carla del Ponte, und im Jahr davor an die EU-Außenkommissarin Federica Mogherini.

 

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