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Gottesdienst im Rahmen des Lutherjubiläums

"Von dem, was Juden und Christen verbindet"

Screenshot Offener Kanal WormsDompropst Tobias Schäfer und Dekan i.R. Harald Storch beim Gottesdienst über die Verbindung von Juden und ChristenDompropst Tobias Schäfer und Dekan i.R. Harald Storch

Luthers kompliziertes Verhältnis zu den Juden löst bis heute Diskussionen aus. Umso wichtiger ist, immer neu zu erkennen, wie stark die gemeinsamen Wurzeln der Religionen sind. Im Rahmen des Jubiläums "Worms 2021 - 500 Jahre Reichstag" wurde am 2. Mai in der Wormser Friedrichskirche ein Gottesdienst über die Kraft des Miteinanders und der Versöhnung gefeiert.

„Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen bezeugt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“ Seit 1991 schließt der Grundartikel der hessen-nassauischen Landeskirche mit diesen beiden Sätzen. Lange habe das in den christlichen Kirchen nicht gegolten und gerade Luther, der in diesem Jahr auf besondere Weise gefeiert wird, habe sich in seinen Schriften von 1543 gegenüber den jüdischen Geschwistern schuldig gemacht, so Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, in seiner Begrüßung. „Dies nicht zu verschweigen und uns auf die Umkehr, den Neuanfang und den geschwisterlichen Dialog mit dem Judentum zu besinnen, ist uns im Jubiläumsjahr besonders aufgetragen“, konstatierte Oelschläger.

„In unser Erinnern an die aufrechte Haltung Luthers dringt auch unser Wissen, dass Luther gegenüber den Juden nicht bereit war, auch ihnen das zuzugestehen, was er hier in Worms für seine Überzeugung eingefordert hatte.“ Mit diesen Worten begann die Predigt von Friedhelm Pieper, Pfarrer und Referent für Interreligiösen Dialog mit Schwerpunkt Judentum und Naher Osten des Zentrums Ökumene der EKHN, der seit 2013 Evangelischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist. Geradezu vehement habe Luther es abgelehnt, dass die jüdische Deutung der Heiligen Schrift auch ein Recht hat, gehört zu werden. Vielmehr forderte er gar die Vertreibung der Juden, die Zerstörung der Synagogen und Verbrennung ihrer Bücher. Den entscheidenden Impulsen Luthers für das christliche Leben, Denken und Wirken, stehe die Bestürzung darüber entgegen, was Luther an Feindschaft und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden zum Ausdruck brachte und einforderte. „Die christliche Judenfeindschaft war ein entscheidender Wegbereiter hin zu den großen Verbrechen an den jüdischen Menschen hier in Europa, im Holocaust, in der Schoah“, stellte Pieper fest. Auf die erschreckende Erkenntnis über das schuldhafte Verflochten sein der Kirchen in diese Verbrechen folgte ein, wenn auch zunächst zögerliches, Umdenken. 1965 erklärte schließlich das Vatikanische Konzil, dass die Juden nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt seien. Zwar haben die Kirchen gelernt, das jüdische Volk theologisch anzuerkennen, doch noch habe diese Einsicht nicht auf allen Lehrstühlen und Kanzeln, in allen Gottesdienstentwürfen und Lehrmaterialien Eingang gefunden, wie der Prediger kritisch anmerkte. Die Ernsthaftigkeit der christlichen Umkehr werde heute von einer Mehrheit des Judentums anerkannt, was wiederum eine neue Wahrnehmung des Christentums auf jüdischer Seite in Gang gesetzt habe. „Die Offenheit und das Vertrauen im christlich-jüdischen Verhältnis sind heute so gut wie nie zuvor, dies nehmen wir in großer Dankbarkeit wahr und es muss uns motivieren, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die wieder erstarkende Judenfeindschaft und dem wieder um sich greifenden, unerträglichen Antisemitismus in unserem Land entschieden entgegenzutreten“, schloss Pieper.

Den Gottesdienst gestalteten außerdem Pfarrerin Dorothea Zager (Friedrichsgemeinde Worms), Harald Storch (Pfarrer und Dekan i.R. ) und Dompropst Tobias Schäfer. Für einen festlichen musikalischen Rahmen sorgten Christian Schmitt (Kantor der Wormser Luthergemeinde) an der Orgel sowie Dekanatskantorin Ellen Drolshagen (Sologesang), Ulrike Naumann-Rothe und Udo Stegmann (Gemeindegesang).

Da der Gottesdienst nicht in Präsenz gefeiert werden konnte, hat der Offene Kanal Worms den Gottesdienst in seinem Programm übertragen.

Das Video kann hier über Youtube abgerufen werden.

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