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Parterschaftstreffen auf Sulawesi

Ökumene: Globale Horizonterweiterung in Indonesien - mit Interview

EKHN/Detlev KnocheTraditionelle Begrüßungszeremonie auf Sulawesi beim Ökumentreffen 2022 in IndonesienTraditionelle Begrüßungszeremonie auf Sulawesi beim Ökumentreffen 2022 in Indonesien

Es ist nicht das exotische Ambiente, das die asiatischen Partnerkirchen Hessen-Nassaus nach Sulawesi führt, sondern ein intensiver Austausch. Bei einem Ökumene-Treffen in Indonesien steht das Verhältnis der Kirchen zur Politik und zur Wirtschaft im Mittelpunkt. Der Austausch darüber fördert manche Überraschung zu Tage, wie auch das Kurzinterview mit Kirchenpräsident Volker Jung zeigt.

EKHN/Detlev KnocheKirchenpräsident Volker Jung (l) bei der Ökumenischen Begegnung 2022 in IndonesienKirchenpräsident Volker Jung (l) bei der ökumenischen Begegnung 2022 in Indonesien

Exotisches Ambiente, fröhliche Gesichter und ernste Themen: Nicht nur die wichtigsten Wirtschaftsmächte der G20 machen derzeit Indonesien ihre Aufwartung. Eine Delegation aus der hessen-nassauischen Kirche ist bereits vor Tagen vorgeprescht und zu einer Ökumene-Reise in die indonesische Partnerkirche aufgebrochen. Eine Reisegruppe um Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung hat sich auf die Insel Sulawesi in die Evangelischen Kirche in Minahasa (GMIM) aufgemacht. Dort trifft sie sich mit  rund 60 Abgesandten asiatischer Partnerkichen aus Indien und Südkorea. Passend zum politischen Wirtschaftstreffen, wollen die Kirchen dort zusammen über das Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Kirche nachdenken. Und das hat es fast überall auf der Welt in sich.

 

Von Kirchensteuer bis Wirtschaftskrise

 

In Deutschland ist das Thema Kirchensteuer immer einen kritischen Zeitungsartikel wert. In Ländern mit christlichen Minderheiten hängt oft das Überleben der Religionsgemeinschaften an einem politisch seidenen Faden. So berichten die indischen Teilnehmenden bei der Begegnung vom Druck der aktuellen hindunationalistischen Regierung. Sie schränke die kirchliche Arbeit, zum Beispiel in den Schulen, sehr ein. Steht das Christentum dort doch auch seinerseits für die Unterdrückung durch die einstigen Kolonialherren. In Südkorea richtet sich der Blick aktuell eher auf die angespannte wirtschaftliche Lage und ganz wie in Deutschland auf zurückgehende Mitgliederzahlen in den traditionellen Gemeinden. Und in Indonesien, dem größten muslimischen Staat des Globus? Eine Überraschung: Unter anderem im christlich geprägten Nord-Sulawesi kooperiert der Staat rege mit den Kirchen etwa beim Aufbau von Hilfseinrichtungen.

 

Menschheitsfragen gemeinsam angehen

 

Für Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung, der unter anderem mit Propst Klaus-Volker Schütz, Kirchendezernentin Melanie Beiner und dem Leiter des Zentrums Oekumene, Detlev Knoche, in Indonesien ist, weitete die Zusammenkunft den Horizont. Jung: „Wir lernen voneinander, wenn wir wahrnehmen, in welchen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen wir leben. Dabei sehen wir, dass wir als Christinnen und Christen mit dieser Welt tief verbunden sind“. Das bedeutet für Jung, dass alle Verantwortung für die Welt tragen. Die Kirchen nehmen nach Jung diese Aufgabe an, „weil sie tief in unserem Glauben gegründet ist.“ In Christus seien alle Kirchen verbunden und durch ihn mit der ganzen Menschheit. Jung: „Die Antwort auf unsere Menschheitsfragen ist nicht Nationalismus, sondern Gemeinschaft und Zusammenarbeit. Darin wollen wir uns in unseren Kirchen und Gemeinden stärken.“

 

Hintergrund: Partnerschaft mit Indonesien

 

Seit 1986 besteht eine ökumenische Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Propstei Rheinhessen und Nassauer Land) und der Evangelischen Kirche in Minahasa (Gereja Masehi Injili di Minahasa, „GMIM“). Ihr Gebiet erstreckt sich über den Norden der indonesischen Insel Sulawesi. Sie hat aktuell rund 730 000 Mitglieder in 1500 Gemeinden mit 1500 Pastoren und Pastorinnen, die Mehrzahl weiblich. Sie ist seit 1947 von Beginn an auch Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK).   

 

Fünf Fragen an Kirchenpräsident Volker Jung 

Herr Kirchenpräsident, in Zeiten von Videokonfernzen und moderner Kommunikation: Sind Ökumene-Reisen da eigentlich noch zeitgemäß?

Wir haben in der Corona-Zeit mit den Kirchenleitungen unserer Partnerkirchen regelmäßig in Video-Konferenzen Kontakt gehalten und wir haben auch digital verbunden Gottesdienste gefeiert. Das werden wir auf jeden Fall beibehalten. Trotzdem sind persönliche Begegnungen unersetzbar. Wer in einem anderen Land und in einer anderen Kultur ist, versteht einfach viel besser, wovon wir uns gegenseitig berichten.

Zum Beispiel?

Die Partnerschaftsarbeit wird bei uns in der EKHN ja wesentlich aus den Regionen unserer Kirche getragen. Alle zwei Jahre reise ich mit einer kleinen Kirchenleitungsdelegation in eine der Partnerkirchen in Asien oder Afrika. Dorthin laden wir dann jeweils auch die anderen Partnerkirchen ein und beschäftigen uns mit einem gemeinsamen Thema. Dabei ist es dann auch spannend, wie die anderen Partnerkirchen sich jeweils wahrnehmen.

Sie haben in einem Vortrag bei der Reise gesagt, dass die Antwort auf unsere Menschheitsfragen nicht Nationalismus, sondern Gemeinschaft und Zusammenarbeit ist. Was können die Kirchen dafür konkret tun?

Ich habe dies in meinem Schluss-Statement gesagt. Dabei waren vor allem die Berichte aus Indien über die schwierige Situation der Kirchen durch die hindunationalistische Politik der Hintergrund - und auch nationalistische politische Kräfte in Deutschland und anderen Ländern. Als Kirchen stehen wir in unserem gemeinsamen Glauben für eine weltweite, eben ökumenische Perspektive. Und die gilt es in unserer Arbeit immer wieder stark zu machen. Einig waren wir uns auch darin, dass wir als Kirchen eine politische und ökonomische Mitverantwortung für das Zusammenleben in dieser einen Welt haben. Ökumene-Reisen dienen dazu, gemeinsam zu lernen.

Was war ihr größtes Aha-Erlebnis?

Beeindruckt war ich besonders von dem sozialen Zusammenhalt in Indonesien. Der ist auch die Grundlage dafür, dass sich Kirchengemeinden in sogenannten „Koloms“ organisiert haben. Das sind jeweils 10 bis 15 Familien, die sich regelmäßig treffen und besondere Verantwortung füreinander übernehmen. Das ist in unsere Kultur nicht kopierbar. Trotzdem wirft es die Frage auf, wie auch bei uns der Zusammenhalt und die Verantwortung füreinander gestärkt werden kann.

Und wo geht es als nächstes hin?

Ich weiß nicht, ob in meiner Amtszeit bis Ende 2024 noch einmal ein Treffen in dieser Form möglich ist. Geplant sind für das nächste Jahr kürzere Besuche einzelner Kirchen - etwa bei den Waldensern in Italien und vielleicht auch bei der UCC in den Vereinigten Staaten. 

 

 

Die Ökumenebegegung in Indonesien 2022 auch hier direkt mitverfolgen:
Volker Jung auf Facebook
Detlev Knoche im Blog (englisch)

 

 

 

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