veröffentlicht 30.04.2024
von Rita Haering
Auf dem Pilgerweg „Lutherweg 1521“ können Pilgerinnen und Pilger den Spuren des Reformators Martin Luthers folgen auf seiner Reise vom Reichstag in Worms zur Wartburg bei Eisenach. Im Jahr 1521 stand Luther für seine Thesen in Worms vor dem Reichstag und blieb standhaft. Der Pilgerweg, eingeweiht 2017, erinnert an dieses historische Ereignis. Der Verein „Lutherweg in Hessen e.V.“ arbeitet daran, den Weg kontinuierlich zu verbessern.
Die Strecke
Die rund 360 Kilometer lange Route des „Lutherwegs 1521“ führt durch drei Bundesländer: Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen. Sie führt von Eisenach in Thüringen über Bad Hersfeld und Alsfeld Richtung Friedberg, Frankfurt und Rüsselsheim nach Oppenheim in rheinland-pfälzisches Gebiet, um dann in Worms zu enden.
2023 wurde eine Wegstrecke in Thürigen ergänzt: Eine Schleife führt von Möhra bis zum abgelegenen Glasbachgrund. Der dortige historische "Tatort" erinnert an die vorgetäuschte Enführung Martin Luthers. Anschließend wurder er auf der Wartburg bei Eisenach versteckt und übersetzte dort das Neue Testament ins Deutsche. Wie sich die Wegstrecke auf Pilgernde auswirken kann, zeigt anschaulich die ZDF-Dokumentation "Schritt für Schritt":
Pilgerkreuz bei Alsfeld
Das Gebiet rund um die mittelhessische Burg Herzberg nahe Alsfeld gilt als höchster Punkt des Lutherweges. Dort hat der hessische Luther-Weg-Verein ein großes Pilgerkreuz errichtet, samt kleinem Rastplatz für Pilgernde. Die Spitze orientiert sich am Vorbild des Sonnenkreuzes von Oberjossa. Ursprünglich krönte es die Giebelspitze der abgerissenen Kirche des Dorfes. Das Sonnenkreuz symbolisiert das Göttliche, sein Ring den Erdkreis und die drei Lilien die Dreieinigkeit. Das Kreuz gilt als ältestes Relikt lokaler Kirchengeschichte und erinnert an Keltenkreuze, die bis heute noch häufig in Irland zu sehen sind. Am 21. April 2024 wurde das Pilgerkreuz eingeweiht.
Exkurs: Martin Luther und das Pilgern
Der Pilgerweg ist dem Reformator Martin Luther gewidmet, obwohl er sich zu Lebzeiten auch kritisch zum Pilgern geäußert hatte. Wie der Lutherwegverein auf seiner Webseite zeigt, beanstandete Luther dabei, dass sich manche Gläubige mit Pilgergängen oder Ablasszahlungen Gottes Gnade erkaufen wollten. Allerdings schrieb Luther auch in einer Fastenpostille im Jahr 1525: „Die Apostel und ihre Jünger saßen nicht auf Schlössern, Stiften und Klöstern, sondern zogen um in die Länder als die Pilgrim, und hatten weder Haus, noch Hof, weder Raum, noch Stätte, weder Küche, noch Keller“. Ein weiteres überliefertes Zitat Luthers lässt sich jeder und jedem Pilgernden ans Herz legen: "Wir sind immer auf dem Weg und müssen verlassen was wir kennen und haben und suchen, was wir noch nicht kennen und haben." Heute gehört das Pilgern längst wieder zur evangelischen Glaubenspraxis.