Nach über 25 Jahren überträgt das Evangelische Dekanat Worms-Wonnegau die Trägerschaft der Notfallseelsorge im nördlichen Landkreis Alzey-Worms an das Bistum Mainz. Der Staffelstab geht weiter – getragen von gegenseitigem Vertrauen und ökumenischer Zusammenarbeit.
Dank für langjähriges Engagement
Der Dekanatsynodalvorstand (DSV) in Worms hat die Notfallseelsorge über viele Jahre engagiert verantwortet. Für dieses langjährige Engagement gilt insbesondere Dekanin Jutta Herbert großer Dank. Die Pfarrerin hatte die Notfallseelsorge mitgegründet und war über 20 Jahre selbst im Einsatz. Ein besonders einschneidendes Ereignis während dieser Zeit war die Explosion in einer Mälzerei in Rheindürkheim im November 2008, bei der ein 24-jähriger Feuerwehrmann ums Leben kam und sieben weitere Einsatzkräfte teils schwer verletzt wurden. Zahlreiche Notfallseelsorgende waren tagelang im Einsatz, um die Betroffenen zu begleiten und zu stützen. Der DSV-Vorsitzende Alexander Ebert dankt aber ausdrücklich auch den zahlreichen Ehrenamtlichen, die in der Notfallseelsorge engagiert sind oder waren, denn „Notfallseelsorge ist wertvoll, weil sie Menschen nach traumatischen Ereignissen wie Unfällen, Todesfällen oder Gewaltverbrechen sofortige seelische Unterstützung bietet und sie nicht allein lässt. Sie ist eine Art ‚erste Hilfe für die Seele‘, die Angehörigen, Zeugen, Opfern und auch Einsatzkräften hilft, mit Schock, Trauer und Hilflosigkeit umzugehen und eine akute Krise zu stabilisieren“, so Ebert.
Verlässliche Partnerschaft bleibt bestehen
Auch nach der Übergabe bleibt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine verlässliche Partnerin: Die Sockelzuweisung, die alle Notfallseelsorgesysteme im Gebiet der EKHN erhalten, wird auch künftig dem System in Worms zur Verfügung stehen. Ferner finanziert die EKHN weiterhin die Grundausstattung der evangelischen Notfallseelsorgenden sowie anteilig die Supervisionskosten. Und auch die Ausbildung aller Notfallseelsorgenden nach den hohen Standards der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) erfolgt weiterhin gemeinsam mit dem Bistum Mainz – getragen von beiden Kirchen, personell und finanziell.
Gemeinsame Wurzeln seit 1998
Nach der tragischen Flugschaukatastrophe in Ramstein im Jahr 1988 beauftragte das Land Rheinland-Pfalz den Aufbau von Notfallseelsorgesystemen zur Unterstützung der PSNV. Im Jahr 1998 nahm die Notfallseelsorge Worms-Wonnegau ihre Arbeit auf – getragen vom Evangelischen Dekanat Worms-Wonnegau und dem Bistum Mainz.
Vernetzte Zusammenarbeit in der Region
Das Einsatzgebiet umfasst die Stadt Worms sowie die Verbandsgemeinden Eich, Monsheim, Rhein-Selz und Wonnegau. Von Beginn an arbeiteten kirchliche und rettungsdienstliche Akteure eng zusammen: Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das Evangelische Dekanat und das Bistum Mainz waren die ersten Partner, später kam das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hinzu. Zweimal jährlich treffen sich alle Beteiligten in Worms zum Erfahrungsaustausch und zur Fortbildung. Seit der Gründung wird jeder Einsatz von einer PSNV-Fachkraft des ASB oder DRK gemeinsam mit einem Mitglied der Notfallseelsorge begleitet – mit Einsatzfahrzeugen der Rettungsdienste.
Ökumenische Leitung und personelle Veränderungen
Die Leitung der Notfallseelsorge ist von Anfang an ökumenisch organisiert. Die evangelische Pfarrstelle zur Leitung wurde im Jahr 2000 geschaffen und von Pfarrerin Sabine Hagelgans-Faber und Pfarrer Lothar Decher ausgefüllt. Der jetzige Stelleninhaber, Pfarrer Jürgen Arndt, geht Ende 2025 in Ruhestand. Im Rahmen des Zukunftsprozesses ekhn2030 hat die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beschlossen, die Zahl der hauptamtlichen Stellen in der Notfallseelsorge zu reduzieren. Auch die Stellenanteile im System Worms sind von dieser Kürzung betroffen.
Ehrenamtliche als tragende Säule
Schon früh engagierten sich auch ehrenamtliche Seelsorgende, die heute eine tragende Säule des Systems bilden. Das Team trifft sich regelmäßig zur Supervision und kooperiert mit den Notfallseelsorgesystemen in Mainz, Mainz-Bingen und Alzey-Worms. Auch dank dem Einsatz dieser Ehrenamtlichen kann die Notfallseelsorge in der Region aufrechterhalten werden. Wer sich ebenfalls in diesem Bereich engagieren möchte, findet weitere Informationen unter www.notfallseelsorge-rheinhessen.de.