Festakt zu 70 Jahre „ImDialog“

Rücksichten – Ansichten – Aussichten. Unter diesem Titel feierte „ImDialog“, der Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau mit einem Festakt im Panoramasaal in der Evangelischen Akademie Frankfurt am 30. März 2023 sein 70jähriges Bestehen.

Von Elisabeth Engler-Starck

Ganz beschwingt startete der Festakt: Daniel Kempin, Chasan des egalitären Minjans der jüdischen Gemeinde Frankfurt animierte die etwa 80 Gäste zum Mitsingen von „Siman tov“ – mit einer kleiner textlichen Änderung, so dass aus dem Lied ein Jubiläumswunsch wurde: „Glück und ein gutes Zeichen wird zu uns kommen und zu ImDialog“.

Rückblick und Ausblick

„ImDialog hat auch die EKHN mitgeprägt“ sagte die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf in ihrem Festvortrag. Sie würdigte die Geschichte von ImDialog, von der Gründung vor 70 Jahren durch Adolf Freudenberg über die Mitwirkung des Arbeitskreises an der Grundartikelerweiterung der EKHN 1991 bis in die Gegenwart, in der ImDialog nach wie vor wertvolle Arbeit für die Kirche leistet – zum Beispiel mit lautem Einspruch und Widerspruch wann immer Antisemitismus sichtbar wird.
David Schnell, der Vorsitzende des Arbeitskreises betonte in seiner Begrüßung, dass beim Jubiläum die ersten 70 Jahre des Arbeitskreises gefeiert werden, dies aber ausdrücklich einen Blick in die nächsten 70 Jahre mit einschließe. So gab die stellvertretende Kirchenpräsidentin dann dem Arbeitskreis für die Zukunft mit auf den Weg, sich auch weiterhin mit konstruktiven und kritischen Anfragen des Judentums an das Christentum auseinanderzusetzen, die vielfältigen Strömungen innehrhalb des Judentums zu Dialog- oder sogar Trialogpartnern zu machen und grundlegenden Fragen zur christlich-jüdischen Beziehung hohe Priorität einzuräumen. Sie wünscht sich, dass diese Arbeit des Arbeitskreises auch weiterhin in die Kirche hineinwirkt.

Zur Zukunft des christlich jüdischen Dialogs

Auf dem anschließenden Podium kamen Theresa Dittmann vom Insitut Kirche und Judentum (Berlin), Dr. Ulrich Schwemer, ehemaliger Vorsitzender von ImDialog, Dr. Dr. Peter Noss, Referent für interreligiösen Dialog mit dem Judentum im Zentrum Ökumene und Prof. Dr. Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank miteinander und mit Moderatorin Maria Coors ins Gespräch. Nach der Zukunft des christlich-jüdischen Dialogs gefragt, betonte Meron Mendel die politische Dimension der Arbeit christlich-jüdischer Arbeits- und Gesprächskreise. Er verwies auf die aktuelle politische Situation in Israel und stellte die Frage, was kritische Solidarität mit Israel heißt. Solidarität könne nur Solidarität mit denjenigen Kräften meinen, die die Demokratie bewahren wollen und die Kirchen – sowohl in Israel als auch in Deutschland – müssen sich fragen, wie sie dazu beitragen können.
Einen weiteren Aspekt für die Zukunft der christlich-jüdischen Zusammenarbeit brachte Theresa  Dittmann ein: Christliche Gesprächspartner*innen müssen sich bewusst sein, welche Rolle Jüdinnen und Juden in ihren Vorstellungen spielen. Wenn jüdische Gesprächspartner*innen als Stütze des Selbstverständnisses von Christ*innen behandelt werden, kann kein Dialog auf Augenhöhe entstehen. Nach einer Publikumsfrage zur politischen Ethik betonte Peter Noss, dass hinsichtlich friedensethischer Fragen, z.B: mit Blick auf Israel, aber auch auf die Ukraine und z.B. bei Fragen des Klimaschutzes der interreligiöse Dialog ein großes Potential habe. Ulrich Schwemer – 34 Jahre lang Vorsitzender von ImDialog – verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass sich auch in Zukunft junge Leute im Dialog engagieren werden: „Wenn aus meiner Sicht junge Leute sich Gedanken darüber machen, wie sie noch jüngere für den christlich-jüdischen Dialog gewinnen können – wie es derzeit bei ImDialog der Fall ist – mache ich mir keine Sorgen.“ 

Auslobung des Adolf-Freudenberg-Preises.

Nach einem weiteren musikalischen Höhepunkt von Daniel Kempin machte Propst Oliver Albrecht am Rednerpult eine besondere Ankündigung: In diesem Jahr wird der Arbeitskreis zum ersten Mal den Adolf-Freudenberg-Preis ausloben. Mit dem mit 500€ dotierten Preis sollen theologische Studienarbeiten aus dem christlich-jüdischen Kontext prämiert werden.
Gewürdigt wurde zum Abschluss des Festaktes auch Sandra Pöhlmann – von den 70 Jahren des Arbeitskreises war sie in den letzten 7 Jahren eine starke Stütze in der Geschäftsstelle von ImDialog
in Bickenbach.