In prekärer Lage: Frauen auf der Flucht

Frauen fliehen vor Gewalt und Unterdrückung, sie werden Opfer von physischem und psychischem Missbrauch. In vielen Konflikten wird sexualisierte Gewalt gezielt als Kriegsstrategie eingesetzt. Mehr als die Hälfte der 100 Millionen Menschen auf der Flucht sind Mädchen und Frauen. Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März macht die UNO-Flüchtlingshilfe auf ihre prekäre Lage aufmerksam.

„Mädchen und Frauen auf der Flucht sind nicht nur wegen drohender sexueller Gewalt zusätzlichen Gefahren ausgesetzt, sie tragen oft auch für die sie begleitenden Kinder oder ältere Menschen eine besondere Verantwortung. Mit enormer Kraft setzen sie sich für einen Neuanfang für ihre Familien ein. Diese Frauen müssen wir deshalb besonders schützen, sie benötigen verstärkten Zugang zu sozialen Schutzsystemen, zu sicheren Unterkünften und psychosozialer Betreuung“, sagt Dr. Ricarda Brandts, Vorsitzende der UNO-Flüchtlingshilfe.
 
Ukraine: Hilfe für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt
 
In Gewalt- und Fluchtsituationen kommt es vermehrt zu Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt, wie aktuell in der Ukraine. Viele Mädchen und Frauen werden Opfer sexueller Übergriffe. Insbesondere Frauen mit Behinderungen sind betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, missbraucht zu werden, liegt bei ihnen deutlich höher.
 
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und seine Partnerorganisation Rokada unterstützen und betreuen Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt in zehn Oblasts (Verwaltungsbezirken) in der Ukraine, zum Beispiel durch mobile Teams, die rechtliche und psychologische Hilfe leisten. Der UNHCR ist damit Teil eines landesweiten Netzwerks von Organisationen, die eng mit staatlichen Institutionen in der Ukraine kooperieren. Allein 2022 konnte das Netzwerk mehr als 87.000 Menschen mit seiner Hilfe erreichen.
 
Afghanistan: Lage der Frauen verschlechtert sich
 
Die Situation der Mädchen und Frauen in Afghanistan ist äußerst besorgniserregend: vom gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen, werden Bewegungsfreiheit, Berufswahl und Bildungsmöglichkeiten weiter eingeschränkt. Auch Projekte des UNHCR – zum Beispiel zur Existenzgründung frauengeführter Haushalte – sind davon bedroht: Dekrete der Taliban verbieten Frauen die Arbeit bei Hilfsorganisationen. Im Gesundheitssektor wurde das Verbot zwar wieder aufgehoben, doch in Bereichen wie Ernährung und Sanitärversorgung werden Mitarbeiterinnen dringend benötigt. Für Tausende Afghaninnen sind die Dekrete eine Katastrophe: Meist war ihre Arbeit bei Hilfsorganisationen die einzige Möglichkeit, Geld für die Familien zu verdienen.
 
Blog „blauPAUSE“: Von der Flucht zum Engagement
 
Im reach.out-Projekt von Ärzte der Welt, das die UNO-Flüchtlingshilfe mit 20.000 Euro unterstützt hat, arbeitet Zarifa Raji als ehrenamtliche Multiplikatorin. Die Afghanin flüchtete vor dem Krieg und der Unterdrückung durch die Taliban. Sie setzt nun ihre Erfahrung ein, um Menschen mit ähnlichem Schicksal zu helfen.