Kinderarmut: Forderungen an die Politik und konkrete Hilfen der Diakonie

2,9 Millionen Kinder sind armutsgefährdet. Deshalb soll die Kindergrundsicherung eingeführt werden, doch die Koalition streitet über die Kosten. Deshalb appelliert die Diakonie an die Politik. Zudem bietet die Diakonie konkrete Hilfen.

Mehr als jedes fünfte Kind und jede:r vierte junge Erwachsene ist von Armut bedroht. In absoluten Zahlen bedeutet das: Knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche sowie 1,55 Millionen junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren galten 2021 als armutsgefährdet. Das geht aus dem Factsheet "Kinder- und Jugendarmut in Deutschland" 2023 der Bertelsmann-Stiftung hervor.

Koalition streitet um Höhe der Kindergrundsicherung

Um die Situation für Kinder und Jugendliche zu verbessern, plant die Bundesregierung die Kindergrundsicherung ab 2025 auszuzahlen. Sie soll bisherige Familienleistungen wie Kindergeld, Kinderzuschlag und Unterstützungen für Bildung und Teilhabe bündeln. Zugleich sollen Zugangshürden für Familien abgebaut werden. Umstritten ist in der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP, ob mit der Kindergrundsicherung auch eine Erhöhung der Leistungen einhergehen soll. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt das mit Verweis auf eine angespannte Haushaltslage und andere Prioritätensetzungen ab.

Diakonie-Chef sieht funktionierende Kindergrundsicherung als historische Chance

Dazu hat sich nun Diakonie-Präsident Ulrich Lilie geäußert und die Politik gebeten, zügig die Mittel für die Kindergrundsicherung freizugeben. Er erklärt: „Sie bietet die historische Chance, das Versprechen gleicher Chancen für alle Kinder endlich einzulösen.“ Bisher fehle den von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen an früher Förderung im Elternhaus und unkomplizierten und leicht zugänglichen Hilfen. Zudem verfallen mehr als die Hälfte der Sozialleistungsansprüche, weil ihre Eltern den Weg durch das Behördendickicht nicht finden. Deshalb fordert der Diakonie-Präsident: „Das Existenzminimum von Kindern muss realistisch ermittelt und unbürokratisch zugänglich gemacht werden. Je größer die Not in einer Familie, desto größer muss die Hilfe sein.“

Vorschläge der Diakonie Hessen zur Bekämpfung von Armut

Auch die Diakonie Hessen richtet sich an die Politik: Im Blick auf die Landtagswahlen in Hessen hat sie eine Broschüre mit Vorschlägen erarbeitet, wie Armut in Hessen bekämpft und soziale Gerechtigkeit verbessert werden kann. Darin sind Antworten zu Fragen zu finden wie: „Wie lässt sich bezahlbarer Wohnraum ausbauen? Wie kann die Vereinbarkeit von Beruf und Care-Arbeit für Alleinerziehender verbessert werden? Welche Unterstützung benötigen benachteiligte Jugendliche, damit der Einstieg in den Beruf gelingt? Wie kann Teilhabe unabhängig von Herkunft oder Geldbeutel gelingen? 

Angebote der Diakonie zur Verhinderung und Bekämpfung von Armut

Neben politischen Forderungen setzt sich die Diakonie auch mit ihren Angeboten ein, um Armut zu verhindern. So engagiert sich der Stiftungsfonds DiaKids der Diakonie Hessen mit der Kampagne „#reinwachsen – stark gegen Kinderarmut“ mit konkreter Hilfe: Mit Schulranzen zur Einschulung, mit Kinderwinterstiefeln und vielem mehr. Zudem erhalten verschuldete Familien bei den Schuldnerberatungsstellen neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten, die Tafeln helfen mit Nahrungsmitteln weiter. Auch Menschen, die bereits verarmt sind und auf der Straße leben, bieten die Wohnungslosen-Notfallhilfen tatkräftige Unterstützung.
© epd: epd-Nachrichten sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet.