Religiöse Vielfalt und evangelisches Profil

Sandra Hirschke / fundus-medien.de

Evangelisches Dekanat Worms-Wonnegau schult Mitarbeitende in 22 Kitas

Seit dem vergangenen Jahr ist es in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verpflichtend, dass alle Mitarbeitenden in evangelischen Kindertagesstätten eine religionspädagogische Basisqualifikation durchlaufen. Im Evangelischen Dekanat Worms-Wonnegau wurde der erste Teil dieser Qualifizierungsmaßnahme nun im Zeitraum von Februar bis April erfolgreich in allen 22 evangelischen Kindertageseinrichtungen umgesetzt.

Die Weiterbildung richtet sich an alle pädagogischen Mitarbeitenden, die der evangelischen oder einer anderen Kirche der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) angehören, wie auch an Mitarbeitende anderer Glaubensrichtungen oder Weltanschauungen. Ziel ist es, alle Beteiligten mit den Grundlagen der religionspädagogischen Arbeit in der EKHN vertraut zu machen und sie in ihrer persönlichen Haltung weiterzuentwickeln.

„Eine evangelische Kita ist mehr als ein Ort der Betreuung – sie ist geprägt von einem Menschenbild, das sich aus dem christlichen Glauben speist“, erklärt Dekanin Jutta Herbert. „Viele unsere Mitarbeitenden sind getauft, aber nicht christlich sozialisiert, etwa durch Kindergottesdienst oder Jungschar, oder auch auf Grund der Zugehörigkeit zu einer anderen Religion. Für ein evangelisches Profil unserer Kitas vor dem Hintergrund religiöser Vielfalt ist es wichtig, dass alle Fachkräfte eine gemeinsame Basis für diese Arbeit entwickeln,“ so Jörn Berrang, Leiter der gemeindeübergreifenden Trägerschaft (GüT) im Dekanat.

Die Qualifikation gliedert sich in drei Module, die in einem Zeitraum von drei Jahren durchlaufen werden: Im ersten Modul wird die evangelische Prägung der Einrichtungen beleuchtet: Was bedeutet es, in einer evangelischen Kita zu arbeiten? Wie zeigt sich das christliche Menschenbild im Alltag? Welche Haltung prägt das Miteinander? Das zweite Modul stellt die religiöse Bildung der Kinder in den Mittelpunkt. Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit der Frage, wie sie Kinder im Alltag religionspädagogisch begleiten können – etwa durch Rituale, biblische Geschichten und offene Gespräche über Glauben und Lebensfragen. Dabei geht es auch darum, dass im pädagogischen Alltag evangelischer Kitas die kulturellen und religiösen Hintergründe der Kinder bewusst wahrgenommen und berücksichtigt werden. So finden beispielsweise auch Feste und Rituale anderer Religionen ihren Platz im Jahreslauf – im Sinne eines respektvollen und wertschätzenden Miteinanders in religiöser Vielfalt. Im dritten Modul geht es um die Zusammenarbeit mit Eltern. Thematisiert wird, wie religiöse Bildung transparent und wertschätzend mit Eltern kommuniziert werden kann – insbesondere, wenn unterschiedliche Vorstellungen aufeinandertreffen oder Eltern Unterstützung wünschen.

Für Katrin Maier, KiTa-Leitung der „Seebachfrösche“ in Westhofen, war es eine wertvolle Erkenntnis, dass „unsere KiTa nicht nur formal eine evangelische Einrichtung ist, sondern der Glaube auch in der täglichen Arbeit eine Rolle spielt“. Sabine Glaser, Leiterin der Kita „Anne-Frank“ in Worms, schätzte vor allem die praxisnahen Beispiele, die direkt in den pädagogischen Kita-Alltag übernommen werden können.

Mit der flächendeckenden Umsetzung dieser Maßnahme stärkt das Dekanat die religionspädagogische Kompetenz seiner Fachkräfte und unterstreicht den Anspruch, Kindern und Familien ein reflektiertes und glaubwürdiges evangelisches Bildungsangebot zu bieten.