Was ist die Bibel und wie ist sie entstanden?

Am 23. April 2024 feiern viele Schülerinnen und Schüler den Welttag des Buches mit einem Lesefest. Wir rücken das am häufigsten verkaufte Buch der Welt in den Mittelpunkt: die Bibel.

veröffentlicht 22.04.2024
von Online-Redaktion der EKHN
Die Bibel ist die Heilige Schrift des Christentums. Weit über zwei Milliarden Christ:innen weltweit richten ihre Spiritualität an ihren zentralen Aussagen aus. Die zahlreichen Verfasser bezeugen in der Bibel ihren Glauben an Gott und wie sie Gottes Geschichte mit den Menschen begreifen. Viele biblische Themen haben Kreative zu Kunst- und Literaturwerken sowie zu Musikstücken inspiriert. Als geistiges Erbe prägt sie bis heute unsere Kultur. Die Bibel besteht aus zwei Hauptteilen:

1. Dem Alten Testament


Am Anfang beschreiben die Verfasser die Bibel, wie sie sich die Entstehung der Welt vorgestellt haben - als Schöpfung Gottes. Anfangs leben die Menschen im paradiesischen Garten Eden. Doch dann essen die Menschen dort von der verbotenen Frucht. Die eigene Maßlosigkeit wird den Menschen zum Verhängnis. Ab jetzt müssen sie Mühsal und schwere Arbeit erdulden.
Das Alte Testament der Bibel enthält heilige jüdische Schriften. Im Judentum wird dieser Teil als "Tanach" bezeichnet, zu dem auch die Thora (fünf Bücher Mose) gehört. Die Geschichten erzählen von der Sintflut, jüdischen Ahninnen und Ahnen, von der Suche nach Heimat, den Empfang der 10 Gebote, von Auseinandersetzungen und Versöhnung. Auch die Psalmen, Prophetenbücher sowie viele weitere Schriften gehören dazu.

2. Dem Neuen Testament

Das Neue Testament thematisiert das Leben Jesu, seine Botschaften und deren Verbreitung. Die Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) beschreiben aber auch den Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung. Die Apostelgeschichte erzählt von der frühen christlichen Gemeinde, und die Briefe (Episteln) von Aposteln wie Paulus, Petrus und Johannes bieten Anleitungen und Ermutigungen. Die Offenbarung ist ein apokalyptisches Buch mit Endzeit-Prophezeiungen.

Die zentrale Aussage der Bibel

Ein breiter Strom des Glaubens verbindet das Alte mit dem Neuen Testament im Christentum evangelischer Prägung: Ein einziger Gott hält die Welt und was auf ihr lebt, in seiner Hand. Der Grund unseres Lebens ist seine unbegreifliche Liebe zu den Menschen und am Ende wird nicht der Tod, sondern diese Liebe das letzte Wort haben.

Warum ist es eine gute Idee, die Bibel zu lesen?

Die Lebensthemen der Texte bewegen auch heute viele Menschen: Es geht um Liebe, Glaube, Gerechtigkeit, Angst, Heilung, Ganzheitlichkeit und Hoffnung. Deshalb kann die Bibel dazu sensibilisieren, Gottes Spuren im eigenen Leben zu entdecken. Sie enthält beispielsweise Visionen wie Davids Königreich: Das zeigt, dass auch Einzelne inmitten der Mächte auf der Erde nicht zerrieben werden müssen. Die Evangelien von Jesus Christus sind die gute Botschaft Gottes für die ganze Welt. In der heutigen Zeit bietet die Bibel, in der auch die Lehren Jesu enthalten sind, eine Quelle der Hoffnung für unseren Alltag. Sie liefert uns wertvolle Anregungen und Orientierung, um unser Leben sinnvoll zu gestalten.

Welche Erzählungen der Bibel eignen sich für den Einstieg?

Manchmal einen kleinen Anstoß, um das Werk in die Hand zu nehmen und die Schätze zwischen den Buchdeckeln zu entdecken. Einen unkomplizierten Zugang ermöglichen Bibellesepläne oder diese ausgewählten Bibelstellen:

Ein Evangelium

Mit der Lebensgeschichte Jesu, seinen Reden, Heilungen, seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung:
 
 
 
 
 
 
 
 

Entstehung der Bibel

Die Texte der Bibel waren anfangs als selbständige Einzelschriften vorhanden. Deshalb ist die Entstehung der Bibel eine eigene, große Geschichte.
 

Woraus besteht die Bibel?

 
Die Bibel ist eine Sammlung von Einzelschriften oder Büchern. Sie ist vergleichbar mit einer kleinen Bibliothek, die aus insgesamt 76 Bänden besteht:
  • 39 sind im Alten Testament zusammengefasst,
  • 27 im Neuen Testament.
Diese Vielfalt ist durch die Entstehungsgeschichte bedingt.

Wie ist die Bibel entstanden?

Vor vielen tausend Jahren begannen Frauen und Männer in den Regionen des heutigen Nahen Ostens, ihre Erfahrungen mit Gott und der Welt mündlich weiterzugeben. Diese mündlichen Überlieferungen wurden später schriftlich festgehalten, ohne jedoch in einem einzigen Werk gesammelt zu erscheinen. Bereits im 8. Jahrhundert vor Christus begannen Verfasser, die Worte der Propheten aufzuzeichnen.
Doch dann zerstörten die Heere des babylonischen Herrschers Nebukadnezar vor 2.600 Jahren Jerusalem und das Zentrum des jüdischen Glaubens – den Tempel. Die Juden wurden ins babylonische Exil verschleppt und 587 vor Christus hörte der letzte jüdische Teilstaat auf zu existieren. Die Entstehung der Bibel begann: Die mündlichen Überlieferungen wurden in hebräischer Sprache aufgezeichnet, und die schriftlichen Texte wurden gesammelt. Jüdinnen und Juden fanden in ihrer Heiligen Schrift eine geistige Heimat. Sie glaubten, dass Gott nicht im zerstörten Tempel in Jerusalem verblieb, sondern bei ihnen, mitten im Leben.
Die deportierten Juden durften eines Tages in ihr besetztes Land zurückkehren. Andere gingen nach Ägypten oder Kleinasien und gründeten dort jüdische Gemeinden.
Viele alttestamentliche Bücher entstanden in verschiedenen Gegenden und zu unterschiedlichen Zeiten.
Auch bei der Entstehung des Neuen Testaments gab eine Katastrophe den Anlass, die mündlichen Erzählungen aufzuschreiben. Im Jahre 70 nach Christi Geburt marschierten die Römer gewaltsam in Jerusalem ein und zerstörten den Tempel. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden Erzählungen über den jüdischen Handwerkersohn Jesus in griechischer Sprache aufgezeichnet, damit sie nicht verloren gingen. Das erste Evangelium entstand – das Markusevangelium. Nebenbei kursierten auch Aufzeichnungen über die Reden Jesu, wie etwa die Bergpredigt. Diese Quelle wurde als „Q“ bezeichnet. Ein Original ist nicht erhalten, und Fachleute haben heute Zweifel, ob es nicht mehrere Quellen dieser Art gab. Dennoch finden sich viele „Q“-Spuren in den später verfassten Lukas- und Matthäus-Evangelien.
Keiner der Evangelisten war ein Augenzeuge der Worte und Taten Jesu. Sie orientierten sich an mündlichen Überlieferungen und schriftlichen Quellen.
Als älteste Schriften gelten allerdings die Briefe des Apostels Paulus. Die moderne Forschung geht davon aus, dass sie etwa zwischen 50 und 67 nach Christi Geburt entstanden sind. 
 

Woran entscheidet sich, ob ein Text zur Heiligen Schrift gehört?

 
Im Laufe der Zeit entsteht so etwas wie ein Kanon. Das ist ein altes hebräisches Wort für ein gerades Rohr, einen Mess-Stab beim Handel auf dem Markt: das Maß, das gilt. Ein solches Maß bildet auch die Sammlung der uralten Glaubensüberlieferungen. Am Kanon entscheidet sich, was als Heilige Schrift gilt. Im Glauben soll nicht das Gefühl entscheiden, sondern die Erfahrung von Generationen. Viele Teile des jüdischen Kanons stehen bald fest: die fünf Bücher Mose, die Richter- und Königsgeschichten, die Psalmen. Über andere wird weiter jahrhundertelang gestritten. Als Jesus geboren wird, gibt es noch immer keine Einigkeit unter den Gelehrten.

Wir wurde festgelegt, welche Erzählungen zum Neuen Testament gehören?

 
Zunehmende Unsicherheiten was gehört nun dazu und was nicht – veranlassten im Jahre 367 n. Chr. einen der einflussreichsten Männer seiner Zeit zum Handeln. Athanasius, Metropolit von Alexandrien, legte das Neue Testament in seinem heutigen Umfang fest. Dem schlossen sich nach und nach auch der Papst in Rom sowie fast alle Kirchen der Welt an.

Quellen:

  • Dr. Joachim Schmidt
  • Annemarie Ohler: dtv-Atlas Bibel. München 2004
  • Annette Steudel: Qumran-Handschriften, in: www.die-bibel.de, Deutsche Bibelgesellschaft