Wiedereinweihung der Dreifaltigkeitskirche am Reformationstag vor 66 Jahren

veröffentlicht 03.11.2025, Dekanat Worms-Wonnegau

Zentraler Dekanatsgottesdienst am 31. Oktober

Das 300-jährige Jubiläum der Reformationsgedächtniskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit ist im vergangenen Jahr mehrfach gefeiert worden. Dabei hat man sich auch an die Wiedereinweihung des Gotteshauses nach seiner Zerstörung im Februar 1945 erinnert. Abschließend wurde nun der Reformationstag, der die Kirche auf besondere Weise mit der Widerrufsverweigerung Martin Luthers in Worms verbindet, mit einem Festgottesdienst begangen. Das Bemerkenswerte daran war, dass die evangelische Dekanin Jutta Herbert und der katholische Dompropst Tobias Schäfer gemeinsam auf der Kanzel standen. Sie setzten damit ein deutliches Zeichen: Die beiden Kirchen sind sich nahe; sie haben den gleichen Glaubensgrund und setzen ihre Hoffnung auf den gleichen Gott. Es besteht allerdings kein Zweifel, dass sich aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen in beiden Kirchen einiges ändern muss. Pfarrerin Sophia Schäfer sprach im Gebet zu Beginn des Gottesdienstes vom Aufbruch und bat um Gottes Hilfe bei kraftvollen Reformen, „damit Deine Kirche wieder leuchtet.“

Herbert und Schäfer stellten ihre Predigt unter das Jesaja-Wort: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen.“ Diese Gnade habe die Dreifaltigkeitskirche in den vergangenen 300 Jahren immer wieder erfahren, betonte Jutta Herbert dankbar. 1725 wäre ein ökumenischer Gottesdienst noch nicht denkbar gewesen, sagte Tobias Schäfer, auch nicht, dass eine Frau gepredigt hätte. Im Gegenteil, die Kirche sei gebaut worden, um sich vom katholischen Dom abzusetzen. „Man konnte sich damals noch nicht vorstellen, dass Gott auch außerhalb der begrenzten Mauern wohnen kann.“ Es sei gut, dass sich manches verändere. „Luthers Erkenntnis, dass der Himmel nicht durch Werke erkauft, sondern allein durch Gottes Gnade gewonnen werden kann, ist heute auch unsere Überzeugung.“ Das enthebe Christen nicht der Verantwortung, sich mit aller Kraft für eine gerechte Welt einzusetzen. Mit dem Bau der Kirche habe man Gott in die Mitte der Stadt holen wollen, führte Herbert aus. „Es ist unser Auftrag, dafür zu sorgen, dass wir Gott auch heute in unserer Mitte wohnen lassen.“ „Die Welt braucht Gottes Gegenwart mehr denn je“, ergänzte der Propst.

Die Liturgie, sinnreich geplant von Pfarrerin Sophia Schäfer und Pfarrer Volker Johannes Fey, war ganz auf Reformation im Sinn von Aufbruch und Erneuerung ausgerichtet. Es wurden Luther-Lieder gesungen, die gerade heute wieder Hoffnung und Trost spenden können, dazu das Lied von Dieter Stork („Ich träume eine Kirche“, 1984), Luthers Lieblingspsalm („Gott ist unsre Zuversicht und Stärke“) wurde gesprochen. Der Wormser Kantatenchor, unterstützt von Sängern der Kantorei und dem Vokalensemble des Stadtkantorats, brachte unter Leitung von Kantor Christian Schmitt Choräle von Christoph Graupner zu Gehör, die bei der Einweihung der Dreifaltigkeitskirche vor 300 Jahren aufgeführt worden waren.

Nach dem Segen warf Pfarrer Fey einen Blick auf die letzten 16 Jahre, einen Zeitraum, der der Bauzeit der Kirche vor 300 Jahren und seiner eigenen Amtszeit in Worms entspricht. In dieser Zeit hat sich viel ereignet, unter anderem gab es zwei Luther-Jubiläen – als Margot Käßmann 2012 hier zu Beginn der Lutherdekade predigte, war die Kirche proppenvoll –, auch weitere hochrangige Personen waren zu Gast und große Konzerte wurden aufgeführt. Fey dankte aber auch den zuverlässigen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden und allen, die die Kirche treu unterstützen. Ein weiterer Ausdruck ökumenischer Gemeinsamkeit war dann der Entschluss, die Kollekte dem ökumenischen Hospiz zugutekommen zu lassen.