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Impulse für eine ausgewogene Mensch-Tier-Beziehung

"Der Mensch ist ein Tier unter vielen"

pixabayKühe auf der WeideKühe auf der Weide

„Wir müssen Umwelt, Tier und Mensch zusammen denken“, ist Dr. Maren Heincke überzeugt. Die Agraringenieurin vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) referierte im Rahmen einer Dekanatskonferenz im rheinhessischen Gimbsheim über eine ausgewogene Beziehung zwischen Mensch und Tier.

„Der Mensch ist ein Tier unter vielen“, stellte Dr. Heincke fest und wies auf die Folgen dieses symbiotischen Verhältnisses unter dem Aspekt zunehmender Umweltzerstörung hin: Schadet der Mensch seiner Umwelt, hat er auch selbst unter den Folgen zu leiden. Diese Annahme, dass die Gesundheit von Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt grundsätzlich voneinander abhängen, wird in der Wissenschaft als „One-Health-Ansatz“ bezeichnet. Umso fataler sei die Entwicklung, dass mittlerweile zwei Drittel der weltweiten Ackerfläche aus Grasland bestehe - der Mensch sei aber kein Grasfresser, außerdem seien dadurch die Wildtiere weltweit massiv zurückgedrängt worden, so die Expertin. Die Mensch-Tier-Beziehung müsse daher nicht nur aus ethischer, sondern auch aus naturwissenschaftlicher Sicht überdacht werden.

Zoonosen und Resistenzen nehmen zu
Etwa zwei Drittel der neuen Infektionskrankheiten des Menschen stammen heute aus der Tierwelt, wobei die Zahl dieser so genannten Zoonosen in den letzten Jahren rapide zugenommen habe, informierte Heincke. Zu den schon länger bekannten Infektionskrankheiten wie Tollwut, Pest, Tuberkulose oder Salmonellen seien in jüngster Zeit BSE, Schweinegrippe, Affenpocken oder auch die Vogelgrippe hinzugekommen. Das Infektionsrisiko steige, wenn zum Beispiel in den teilweise riesigen Schweine- und Geflügelbeständen wichtige Standards der Tierhygiene und Tiergesundheit nicht eingehalten werden. Auch die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika seien ein Problem für Mensch, Tier und Umwelt.

Gesetzgebung hinkt Wissenschaft hinterher
„Je mehr wir über das Empfinden von Tieren wissen, desto weniger sollten wir dieses Wissen verdrängen“, dieser ethische Ansatz finde inzwischen auch in der Nutztierforschung Zustimmung, so Heincke. Diese empfehle, die kognitiven Bedürfnisse der Tiere aus Gründen der Stressreduktion zu befriedigen und damit zur Verbesserung ihres Wohlbefindens beizutragen. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse haben zu politischen Konsequenzen geführt: Ab 2024 müssen wirbellose Tiere wie Kraken oder Hummer vor dem Töten betäubt werden. Auch wenn Heincke diese neue Regelung begrüßt, kritisiert die Agraringenieurin im kirchlichen Dienst, dass „Veränderungen in der Gesetzgebung oft schrecklich langsam“ vonstattengehen. So sei in Rheinland-Pfalz die Haltung von Löwen in Privathaushalten immer noch erlaubt. Insgesamt sei Deutschland keineswegs Vorreiter in Sachen Tierwohl. Einheitliche Regelungen suche man bundesweit, in Europa oder gar international vergebens. In Großbritannien etwa werde bereits seit einigen Jahren das Fachwissen der Besitzer:innen bei der Hundehaltung in den Blick genommen. China hingegen konzentriere sich immer noch vor allem auf den Produktionserfolg durch Massentierhaltung.

Ziel ist die Bewahrung der Schöpfung

„Wir zerstören evolutionäres Potenzial“, fasste Dr. Maren Heincke ihre Ausführungen zusammen. Unser Ziel müsse es sein, mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ausgewogen und gerecht umzugehen. Genau das sei mit der in kirchlichen Kreisen oft zitierten ‚Bewahrung der Schöpfung‘ gemeint.

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