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#ideenbar der IGO

Neue Ideen für das Kloster Höchst

Thomas Ott/EKHNDer stille Hof des Klosters. Links (und auf dem Bild nicht zu sehen) befindet sich die evangelische Kirche, in dem Gebäude rechts die Aula. Früher war hier das Hospital.

Das Kloster Höchst steht auf dem Prüfstand. Im Frühjahr 2023 hat die Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beschlossen, den Tagungsbetrieb einzustellen. Nun werden Verkauf und gemeinsame Nutzung mit Kooperationspartnern geprüft. Um das Kloster und Ideen für dessen Nutzung geht es am Donnerstag, 15. Februar, bei einer #ideenbar der Interessengemeinschaft Odenwald (IGO).

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Der Höchster Kirchberg ist ein besonderer Ort, leicht erhöht inmitten des Ortes, und vermutlich schon in fränkischer und römischer Zeit besiedelt. So hat es der frühere Breuberger Pfarrer Thomas Geibel recherchiert. Urkundlich erwähnt wurde das Kloster erstmals im Jahr 1244. Wahrscheinlich besteht es schon viel länger und wurde um 1200 vom Kloster Fulda aus gegründet, das „in den Jahren zuvor zur Absicherung seiner Gebiete im nördlichen Odenwald die nahe gelegene Burg Breuberg errichtet hat“, so Pfarrer Geibel. Die Burg wurde zum Mittelpunkt der Herrschaft Breuberg, das Kloster Höchst entwickelte sich zum geistlichen Zentrum des Odenwaldes. Über Jahrzehnte leben hier Klosterfrauen nach den Regeln des heiligen Augustinus. Sie widmen sich dem Gebet und der Krankenpflege, zugleich war das Kloster auch ein landwirtschaftlicher Betrieb. Wo heute die Aula ist, war früher ein Hospitalsaal. Am „Armentor“ bekamen Hungernde Speise. Bis 1506 lebten hier Augustinerinnen; danach wird das Kloster Höchst von Fulda aus mit Benediktinerinnen neu besetzt.

Ort mit Geschichte
Von 1537 bis 1542 zieht die Reformation in der Herrschaft Breuberg ein, die mittlerweile von den Grafen von Wertheim regiert wird. Nach dem Tod ihres Mannes führt Gräfinwitwe Barbara von Wertheim die Geschäfte für ihren noch nicht volljährigen Sohn Michael. Trotz Reformation bleibt die Klosterkirche mit einem katholischen Pfarrer besetzt – bis zum Tod der letzten noch verbliebenen Klosterfrau Anna Gans von Otzberg, die 1567 stirbt. Das Kloster wird aufgelöst, der Besitz dient weiterhin zur Unterhaltung von Kirchen, Schulen und diakonischem Wirken in den umliegenden Gemeinden (Höchster Klosterfonds). Heute erinnern die Namen der Tagungsräume an die Geschichte des Klosters und die Akteure. Die alte Klosterkirche wird bis auf den Turm abgerissen. Die neu gebaute Kirche, die Teil des Klosterensembles ist, wurde 1568 vollendet und ist deutschlandweit eine der ersten bewusst evangelisch gebauten Gemeindekirchen nach der Reformation.

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden Teile des Klosters zum Jugendheim und Ort für Jugendfreizeiten. Die EKHN übernimmt das Kloster, renoviert und erweitert es. Am 16. Juni 1962 wird das Evangelische Jugendzentrum Kloster Höchst eingeweiht – prägend für Generationen von jungen Leuten. Insbesondere in den 1980er Jahren wird das Kloster zum Ort friedenspolitischer Arbeit. 2003/2004 modernisiert die EKHN das Kloster für knapp fünf Millionen Euro. Das Tagungshaus Kloster Höchst ist entstanden und wird am 3. Juli 2004 mit einem Festgottesdienst durch Kirchenpräsident Peter Steinacker seiner Bestimmung übergeben. 2012 wird das 50. Jubiläum des Jugendzentrums und Tagungshauses groß gefeiert. Bis 2021 bietet Klosterpfarrerin Marion Rink spirituelle Angebote im Kloster Höchst an. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs wurden hier ukrainische Frauen mit ihren Kindern untergebracht.

Verwaltungssitz? Verkauf? Neue Nutzung?
Immer wieder stehen Kloster und Tagungsbetrieb bei der EKHN-Synode auf dem Prüfstand – zu teuer, zu hoher Zuschussbedarf. Im April 2023 beschließt die Landessynode das Aus für die Jugendeinrichtung. Der Tagungsbetrieb des Hauses mit 119 Betten wird zum Ende dieses Jahres eingestellt. Die Jugendbildungsstätte Kloster Höchst soll in ein Zentrum kirchlichen und diakonischen Engagements umgebaut werden, in das die Dekanate Odenwald und Vorderer Odenwald, die Kirchengemeinde Höchst und das Diakonische Werk einziehen. Diesen Synoden-Beschluss gibt es noch aus dem Jahr 2021. Und unter dieser Voraussetzung trennt sich die Kirchengemeinde von ihrem Gemeindehaus, das die Kommune als Kindergarten nutzen möchte.

Zudem beauftragte die Synode im Frühjahr 2023 die Kirchenleitung, aktuell auch einen Verkauf des Gebäudekomplexes zu prüfen. Alternativ wäre auch eine gemeinsame Nutzung mit Kooperationspartnern möglich.

Kirchenpräsident Volker Jung hatte vor der Synode dafür plädiert, die Jugendbildungsstätte zu erhalten. Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend waren im Vorfeld engagiert dafür eingetreten, Kloster Höchst als Tagungshaus weiterzuführen. Sie hatten zugesagt, dafür 2,5 Millionen Euro aus Mitteln einzubringen, die durch den Verkauf der Jugendburg Hohensolms zusammengekommen waren und in die Jugendarbeit fließen sollten. Doch die Mehrheit der Synodalen stimmte dagegen.

#ideenbar Kloster Höchst – Zukunft jetzt gestalten
Aktuell ist alles offen. Eine Steuerungsgruppe arbeitet an Konzepten. Im Zuge dessen veranstaltet nun die Interessengemeinschaft Odenwald (IGO) am Donnerstag, 15. Februar, 18.30 Uhr, eine Ideenbar im Kloster Höchst.

„Das Kloster Höchst ist durch seine langjährige Geschichte, das außergewöhnliche Gelände, das sowohl Freiraum als auch Ruhe bietet, sowie die jetzige Nutzung als Tagungshaus mit Übernachtungsmöglichkeiten einzigartig im Odenwald. In diesen veränderten Zeiten ist es wichtiger denn je, solche Orte und deren Geschichte zu erhalten, gleichzeitig aber auch den Schritt in die Zukunft zu schaffen. Hier gilt es offen zu sein und Neues zu wagen“, heißt es in der Einladung.

Nach einer kurzen Einführung und einem Impulsvortrag werden sich die Teilnehmenden gemeinsam der Aufgabe stellen, wie sie die Zukunft des Klosters Höchst gestalten können. Dabei ist jede Person, ganz gleich ob Unternehmer*in, Privatperson oder Vereinsmitglied, ob Jung oder Alt, herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.

Die Interessengemeinschaft Odenwald e. V. (IGO) ist seit mehr als 60 Jahren aktiv in der Regionalentwicklung im Odenwald tätig. „Unser Hauptanliegen ist es, parteiübergreifend die Interessen der Odenwaldregion nach innen und außen zu vertreten und die Attraktivität der Region zu steigern“, schreibt die IGO über sich.

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