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Yoga

Dürfen Christen Yoga praktizieren?

PaytonvanGorp/gettyimagesYoga im Freien ist beliebtYoga ist ein beliebter Sport

Yoga-Training wird in Großstädten an jeder Ecke angeboten. Aber eignen sich die indischen Dehn- und Atemübungen auch für Christinnen und Christen ohne Bezug zum Hinduismus?

Yoga wird in der westlichen Kultur immer beliebter. Fitnessstudios, Sportvereine und Volkshochschulen, an jeder Ecke wird Yoga angeboten. Selbst in Kirchengemeinden zählt Yoga oft zum Angebot. Dabei hat die Hindu American Foundation, kurz HAF, ganz klar auf die hinduistischen Wurzeln der Körperübungen verwiesen, und dass es eine Form des körperlichen Gebets sei. Und wenn man im Yogastudio den versunkenen Buddha und die Räucherkerzen sieht, stellt sich die Frage, ob man hier die Grenze der Religionen überschreitet.

 

Yoga für alle

 

„Yoga ist ein Übungsweg, der keiner Religion angehört“, findet Christine Weil, Yogalehrerin und geistliche Begleiterin in Mainz-Finthen. „Es hilft bei Stress, um zu entschleunigen und zur Ruhe zu kommen.“ Yoga sei ein Übungsweg für Körper, Atem und Geist. Man beginne mit dem Körper, verbinde diesen mit dem Atem und komme dann zum Geist. „Yoga gehört allen Menschen, Christen, Muslimen und Atheisten gleichermaßen. Jeder darf seine Vorstellung von Gott leben.“

 

Christen suchen nicht die Erlösung

 

Auch der gebürtige Inder und promovierte Theologe Johny Thonipara sieht es entspannt: „Yoga im Westen ist eine reine Wellness- und Kosmetik-Sache.“ In Indien ziele das hinduistische Yoga auf die Einheit mit dem Absoluten, auf das Ausbrechen aus dem ewigen Kreis der Wiedergeburten. „Ich als Atman bin eins mit dem Brahman und habe meine Erlösung erlangt. Es ist nichts mehr da.“ 

Die Erlösung in diesem Sinne sei nicht das Ziel der Christen beim Yoga, denn Jesus sei der Erlöser. Ziel der Christen sei es einfach, eine Voraussetzung für die Meditation zu schaffen und Stille zu erleben. Auch die oft beim Yoga gesungen Lautsilbe „OM“ würde er mitsingen. „Man kann das 'OM' als das Urwort Gottes sehen wie zu Beginn des Johannes-Evangeliums. Es steht für Frieden.“ Und der lasse sich christlich interpretieren. Parallelen zum Grundprinzip des hinduistischen Brahman, des Göttlichen in der Schöpfung, fänden sich in der Bibel im Johannes-Evangelium. Dort steht etwa: „Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.“ (Johannes 15,4)

 

Yoga ohne Guru praktizieren

 

Um in die hinduistische Philosophie hineinzugleiten, bräuchte es einen Guru, der die Praxis anleitet, und der entsprechend verehrt werde. „Für mich ist mein Guru Jesus“, erklärt der Pfarrer und Referent für Entwicklung und Partnerschaft mit Asien vom Zentrum Ökumene der EKHN und der EKKW.

 

Yoga als Mediationshilfe

 

„Ich war einmal in einem Asram, wo die ganze Zeit ein Name gesungen wurde. Solche Mantras praktiziere ich auch, aber mit dem Namen von Jesus.“ In der östlichen christlichen Tradition sei das gängige Praxis. Auch die Yogalehrerin Weil rät dazu, mit der Technik aus dem Yoga die Gedanken auf den christlichen Gott zu richten. „Durch Yoga kann man spirituelle Erfahrungen machen, es ist kein reines Sportprogramm.“ 

Yogalehrerin Weil, die auch eine Ausbildung als Anleiterin in Christlicher Meditation besitzt, erklärt, dass man zum Beispiel mit jedem Einatmen „Je“ und bei jedem Ausatmen „sus“ sagen könnte. Oder beim Einatmen „Herr Jesus Christus“ und beim Ausatmen „erbarme dich meiner“. 

„Ich finde, wir können auch viel von den Hindus lernen“, sagt der Inder Thonipara, obwohl er weiß, dass viele indische Christen dem widersprechen würden. „Prüfe alles und behaltet das Gute, wie es im Thessalonikerbrief heißt. Yoga ist hinduistisch, und wir nehmen Elemente daraus.“

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